Kataloge und Texte
40 IN 40, 40 Jahre kleine Galerie Eberswalde, 2020
TRANSFORMATIONEN - METAMORPHOSEN, Herausgeber H.B. Dreckmann, 2020
BETRIEBSSTÖRUNG, 30 Jahre GEHAG FORUM, 2019, Gebr. Mann Verlag Berlin
RINGE DER MACHT, Museum für Vorgeschichte Halle/Saale, 2019
NACH ALLEN SEITEN, art-figura 2019 8. Kunstpreis der Stadt Schwarzenberg
HEINZ BERT DRECKMANN OBJEKTE, Werkkatalog, Herausgeber H.B. Dreckmann 2015/2018
GERA 2017 HÖHLER BIENNALE, SCHATTENwelt - LICHTblicke, Kunst unter der Altstadt von Gera
Re–form, OSTRALE – Biennale, 11. Internationale Kunstausstellung, 2017, Dresden
SPEKTRALE7, Werkzeug ist Kunst, 2016, Kunstpreis und Ausstellung
FLOATING CLOUDS, Seoul – Berlin, 2016
LOSITO KUNSTPREIS, 2015, Vernetzung, Losito Kressmann-Zschach Fondation
LAND (SCHAFFT) KUNST, ein Dorf wird Galerie, 2015
BRANDENBURGISCHER KUNSTPREIS, Neuhardenberg, 2015
GERA 2015 HÖHLER BIENNALE, LICHTfern, Kunst unter der Altstadt von Gera
ART PROFIL, Magazin für Kunst 109-2015
Around You, 014 OSTRALE, Internationale Ausstellung zeitgenössischer Künste Dresden, 2014
ARTGESCHOSS, Wolfenbüttel 2014
KUNSTMAGAZIN BERLIN 1312, 2012
BRANDENBURGISCHER KUNSTPREIS, Neuhardenberg, 2012
NACHHALTIGKEIT, 2. Große Kunstausstellung Nürnberg, 2012
SPEKTRALE5, Im Weinberg. Kunst und Natur eine Einheit ? Schlossberg Luckau
012, HOMEGROWN, Internationale Ausstellung zeitgenössischer Künste Dresden, 2014
LAND (SCHAFFT) KUNST, ein Dorf wird Galerie, 2012,
011`OSTRALE Internationale Ausstellung zeitgenössischer Künste Dresden, 2011
PAGE, Design und Medienmagazin 2010
BRANDENBURGISCHER KUNSTPREIS, Neuhardenberg, 2009
KUNSTMAGAZIN BERLIN 0903, 2009
Titel: HÖHLERGLÜHEN
Seine Arbeitsgebiete finden sich in einer besonderen Art der Verwendung von Alltagsgegenständen. Das Serielle wird mit einem Modul in einer Aneinanderreihung mit neuer Nutzung versehen, resp. ergibt sich ein neuer Sinnzusammenhang. Die Wahrnehmung überrascht – im hinteren Bereich, am Ende eines langen Ganges erglüht mit simplen Alltagsgegenständen eine Art Magma im Höhler, ein vulkanischer Ausbruch. Das HÖHLERGLÜHEN erreicht er mit orangefarbenen Regenschirmen, die zu einer Art kristallinen Formen zusammengefügt sind und aus dem Inneren heraus so kräftig leuchten, dass ein wirkliches Glühen den Höhlerraum erfüllt. Es gehört zu seinen künstlerischen Prinzipien, Gebrauchsobjekte – sortenrein – seriell anzuordnen. Hier, in diesem ungewohnten Raum, poetisiert er die Alltagsgegenstände, wie den Regenschirm. Von nun an, nehme man bewusster den Regenschirm in die Hand…!
Text aus dem Ausstellungskatalog der Ostrale´017 Dresden
Die für die künstlerische Arbeitsweise Dreckmanns charakteristische spielerische Neuinterpretation trivialer Industrieprodukte offenbart das ästhetische Potential von in Ihrer zweckmäßigen Reinform unbeachteten Alltagsobjekten. Küchenschwämmen, Wäscheklammern, Gießkannen etc., die in den Bildobjekten Dreckmanns, von ihrer Funktion und ihrem Wert als Wegwerfprodukt losgelöst, zur abstrakten Form werden, entlockt der Künstler in der systematischen Neuordnung einen geradezu ornamentalen Reiz. Der Aufbau der Konstruktion spielt dabei durchaus mit der Form als Gebrauchsgegenstand, dessen überspitzt in Szene gesetzte Funktion zur nahezu ironischen Illustration des Produktes wird. Auf einer weiteren formalen Ebene wird dasselbe Objekt jedoch zugleich in einen vollkommen neuen, ästhetischen Kontext versetzt. Die repetitive Ordnung, die Anmutung des Materials und die Harmonie der in sich geschlossenen Form schaffen eine rhythmische, beinahe dekorative Formkomposition. Ohne das Alltagsobjekt zu negieren oder zu verschleiern, besticht diese Neukomposition durch Einfachheit und Symmetrie. In ihrem konzeptionellen Ansatz gehen die Arbeiten Dreckmanns grundlegenden Fragen nach Definition und Abgrenzung von Objekt und Kunst nach, die sich bis hin zu Marcel Duchamps Readymades zurückverfolgen ließen. Als überraschender Kommentar wirken sie durchaus diskursiv, ohne dabei jedoch an ästhetische Autonomie einzubüßen.
Kunstpreis der „Spektrale5“
Begründung der Jury:
Der spielerische Umgang mit den einfachen Dingen des Alltags, die in einen neuen künstlerischen Zusammenhang gestellt werden, verblüfft die Betrachter und macht die Besonderheit dieses minimalistischen Kunstwerkes aus. Die aus handelsüblichen Stockschirmen und Leuchten gebaute Installation besetzt den Raum und interpretiert das Thema "IM WEINBERG. Kunst und Natur eine Einheit?" auf humorvolle und leichte Weise.
Christoph Tannert Berlin
Rede zur Ausstellungseröffung von Matthais Pabsch und Heinz Bert Dreckmann
am 18.2.2009 im GEHAG FORUM Berlin
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber Begegnungen mit der zeitgenössischen Kunst, wo man von einer Arbeit überrascht war und in relativem Einverständnis gesagt hätte: Das ist schön, das hat mich berührt, das hat mir gefallen und mich weiter beschäftigt, werden zunehmend seltener.
In dieser Ausstellung, so kühl und modern sie auch auf den ersten Blick aussehen mag, fand ich Schönheit und Eleganz des Denkens und Formens – und verweilte gern.
Im 2. Stock begegnen sie den Werken des Malers und Objekte-Bauers Heinz Bert Dreckmann.
Der Rundgang beginnt mit einem Aufmerksamkeitszeichen: Vor Ihnen reckt sich eine weiße Zylinder-Kompakt-Form aus 5250 Kunststofflöffeln in die Höhe, je 50 Löffel in Millimeterarbeit zu einem Reifen mit 72 cm Durchmesser verbunden, aufgeschichtet zu einer Höhe von 2,8 Metern, ein filigran gen Himmel strebender Stundenvorrat, ein sich sanft aufstellendes Vogelgefieder aus plastischem Leichtmaterial. Nie ist die Wegwerfgesellschaft poetischer besungen worden.
In Korrespondenz dazu befinden sich zwei Wand-Objekte, in denen sich 5000 Partypicker, mal in Orange/Gelb/Grün, mal in Orange/Gelb/Rot, zum dekorativen Nestbau verabredet haben. Selten ist die Nutzlosigkeit der Stehpartykultur augenscheinlicher gestaltet, sind Beziehungsnetzstrukturen bunter illuminiert worden. Und das alles nur durch die Fixierung jedes Stäbchens an drei Berührungspunkten auf drei Ebenen in unterschiedlichen Farben.
Heinz Bert Dreckmann ist ein froh gestimmter Experimentator. Die Arbeit mit billigen Industrieprodukten, die gerade wegen ihrer Massenproduktion möglicherweise nie ganz im gewünschten Farbton aus der Maschine kommen (kost ja nix!), hat ihn zur Anfertigung diverser Materialarrangements stimuliert. Zwischen 2006 und 2008 sind es Schwämme und saugfähige Mikroschaumstoffe, die er in künstlerischen Objekten verarbeitet oder als Werkzeuge für malerische Kompositionen einsetzt.
529 Schwämme zeigen z.B. ihre ruppige Unterseite, aber nicht etwa in einem konstanten Grünton, sondern in einem weiten Spektrum von schlingpflanzen-sumpf- bis panzergrün. Dank der Anordnung und der andersfarbigen Rückseiten der Schwämme ergeben sich dabei Simultaneffekte und farbige Kompositionen von hoher visueller Attraktion.
Dreckmann arrangiert Schwämme aus verschiedenen Ländern, nach Rücken-, Bauch- und Seitenfarben, ordnet, gliedert, stapelt, entscheidet sich für Momente der Überlagerung und Felder der Klarheit. Lassen Sie sich darauf ein. Ich garantiere Ihnen, Sie sehen das Häusliche zukünftig mit anderen Augen wenn Sie sich dem Erlebnis dieser zündenden Minimal Art ausgesetzt haben.
In diversen Tuschebildern auf Papier kommen als Pinsel-Äquivalent gut saugende Mikroschaumstoffe zu Einsatz. Im spontanen Arbeiten entstehen kreisförmige Spuren, Kurven und Bögen in sattem Hell/Dunkel in verschiedenen, übereinandergeführten Lagen.
Größere Werkzeuge auf größerem Format ergeben „Bambus“-Strukturen, weil mit der Stahlbürste der Schwammbesen an den Kanten bewusst aufgerissen wurde, wodurch eine feine Streifigkeit entsteht.
Heinz Bert Dreckmann hat eine unverwechselbare und singuläre Sprache entwickelt, reich an Inhalten und visuellen Übersetzungen. Für mich sind es geglückte Libretti zur Melodie der Neugier eines heiteren Europäers auf Strukturelles und Kunst. Einiges strömt völlig frei, anderes wird in Kenntnis alter Techniken minutiös erarbeitet, manches kommt so spielerisch daher wie eine ästhetische Fingerübung. Aber alles lebt aus einer akribisch ordnenden Herangehensweise und schöpferischem Einfall.
Mit Heinz Bert Dreckmann begegnen wir einem Künstler, der die Erfahrungen von Collage, Bricollage, Objektkunst und Farbfeldmalerei einmal nicht verramscht, sondern im Gegenteil: befragt, bereichert, vertieft und weiterentwickelt. Am Auffälligsten ist das Materialbewusstsein, aus dem heraus Dreckmann arbeitet und mit dem er das Gefundene umwertet, ja zielgerichtet veredelt und ästhetisch potenziert. Statt Schwitterscher Purheit herrscht nun Wohltemperiertheit. Dreckmann belegt, dass er mit überraschenden Materialarrangements seine künstlerische Unverwechselbarkeit gefunden hat. Mit klassischen Ordnungsschemata zwingt er die chaotische Instabilität im Gesamtsystem von Objekt und Welt in Form.
Lassen Sie sich faszinieren!